Am 03.11.2013 habe ich am Stand der Zierfischzüchterei Schau schöne Viviparus sp. india Schnecken gesehen und mir eine Gruppe von 6 Tieren mitgenommen.
Die Gruppe scheint aus Wildfängen und Nachzuchten zu bestehen, da 2 der größeren Schnecken Gehäuseschäden aufweisen, wie man sie von Wildfängen z. B. durch Krebs- oder Krabbenangriffen kennt. Ist aber erstmal nur eine Vermutung, da ich Frau Schau hierzu leider nicht befragt habe. Aber die nächste Messe ist ja schon im Dezember in Sindelfingen, dann werde ich mal versuchen, mehr Informationen zu erhalten.
Leider konnte ich bisher ganz wenig über die Tiere erfahren, hier mal eine Zusammenfassung über die wenigen Infos, die ich zusammentragen konnte. Ein Großteil der Infos stammt von Alexandra Behrendt, einer absoluten "Schneckenfachfrau", die im Übrigen sehr interessante und abwechslungsreiche Vorträge auf verschiedenen Messen hält und auch auf ihrer Seite www.allesumdieschneck.de fundierte Tierprofile über die verschiedensten Schneckenarten bereitstellt. Sie hält selbst auch seit Kurzem Viviparus sp. india und hat ebenso wie ich mittlererweile Babys... Mehr zu den Babys findet ihr hier...
Generelles:
Sumpfdeckelschnecken gehören zusammen mit den Spitzschlammschnecken zu den größten mitteleuropäischen Süßwasserschnecken. Meine größte Schnecke ist etwa 4,5 cm groß, maximal sollen diese Tiere bis 5 cm groß werden. Sie können den Gehäuse-Eingang ihres Häuschens mit einem festen Deckel (Operculum) verschließen, der am Fuß festgewachsen ist. Dieser Verschluss spielt eine wichtige Rolle bei der Überwinterung in kälteren Regionen.
Leider war vieles was ich im Internet gelesen oder wozu mir geraten wurde für meine Tiere nicht anwendbar. Ich habe die Haltungsbedingungen daher nach und nach entsprechend meiner Beobachtungen und den Tipps von Alexandra Behrendt angepasst.
Temperatur/Wasserwerte:
Bei der Temperatur ist für Sumpfdeckelschnecken im Generellen eine großer Bereich von 5° - 28° Grad angegeben, allerdings habe ich das nur für die üblichen Arten lesen können und über die "india" hierzu nichts gefunden. Daher hatte ich es anfangs mit einer Temperatur von 18 - 20 Grad im Aquarium ausprobiert. Nach dem Eingewöhnen waren die Schnecken auch relativ aktiv, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass diese "Neugier" mit der Zeit nachgelassen hat. Daher habe ich die Temperatur auf ca. 23 ° Grad erhöht und die Tiere sind nun viel aktiver.
Bei den Wasserwerten scheinen die Sumpfdeckelschnecken generell sehr anpassungsfähig zu sein. Zu den "india" fehlen mir aber noch mehr Infos, da man im Internet nicht wirklich viel über sie findet und ich die Tiere erst seit Kurzem habe. Da die Schnecken schon bei Erhalt Gehäuseschäden hatten, habe ich eine Mischung aus Mironekuton/Heilerde/gemahlenen Eischalen/Schneckofit etc. zugegeben. Das Wasser hat derzeit etwa 800 µS.
Beckeneinrichtung:
Ich habe Morkienwurzeln im Becken, die neben den Schwimmpflanzen für etwas Abdunklung sorgen. Mir wurde gesagt, dass das für diese Tiere wichtig sei. Wie man auf den Bildern sehen kann, halten sich die Tiere bei mir allerdings fast ausschließlich im vorderen, also hellen Teil auf. An fehlendem Futter im dunkleren Bereich kann es nicht liegen, da ich anfangs extra im dunklen Bereich gefüttert habe. Ich habe die dunklen Ecken nun etwas reduziert und somit den freien "Krabbelraum" etwas erweitert. Da sich die Schnecken angeblich gerne in den Kies eingraben, habe ich stellenweise ein Kies-Sand-Gemisch eingebracht auch wenn meine Tiere sich bisher kaum eingegraben haben.
Das Aquarium ist bereits sehr lange eingefahren und verfügt daher über jede Menge Mulm. Wie in meinen Garnelen- und Krebsaquarien habe ich auch Laub ins Becken eingebracht. Das Laub wird hauptsächlich von den Babys gut angenommen.
Futter:
Sumpfdeckelschnecken sind fleissige Algenvernichter. Nachdem ich die Tiere vom Quarantänebecken ins Aquarium gesetzt habe, sind sie sofort losgeschneckt und haben sich über die Algen auf der Wurzel und den Steinen hergemacht. Offensichtlich können die Schnecken auch die ganz hartnäckigen Algen an der Scheibe abweiden, dabei sind die Bilder oben entstanden. Da ich gelesen hatte, dass die Tiere nicht so gerne kraxeln, habe ich auch eine algenbewachsene Wurzel flach auf den Kies gelegt. Allerdings hat sich dies überhaupt nicht bewahrheitet, bei mir sind die Tiere fleissig an den Scheiben unterwegs und weiden die Algen ab.
Ich habe auch verschiedene Futtersorten probiert, hier haben die Schnecken mein selbstgemachtes Spirulinafutter super angenommen und sich mit ihrem kleinen Rüsselchen richtig reingewühlt. Auch die Super Tabin A und B von Tropical sowie Novo Fect von JBL und Spirulinafutter von verschiedenen Herstellern wurde bisher angenommen. Alexandra Behrendt hat mir geraten, die Schnecken mit JBL Axolotl Futter einzugewöhnen, da es sehr eiweißreich ist. Das wurde anfangs nicht wirklich gut angenommen, aber als es richtig aufgeweicht war gingen die Schnecken auch gern daran.
Da es sich bei den Schnecken um Filtrierer handelt, gebe ich täglich eine Mischung aus hochwertigem Spirulina und Pulverfutter zu und habe festgestellt, dass die Tiere dabei besonders aktiv werden.
Geschlechtsunterschiede und Zucht:
Wie man am wissenschaftlichen Namen "Viviparus" erkennen kann, sind Sumpfdeckelschnecken lebendgebärend. In ganz Mitteleuropa sind Sumpfdeckelschnecken die einzige lebendgebärende Schneckenart (ovovivipar).
Sumpfdeckelschnecken sind getrennt geschlechtlich, es gibt also im Gegensatz zu vielen anderen Schneckenarten Männchen und Weibchen. Man kann die Geschlechter an den Fühlern erkennen. Während beim Weibchen beide Fühler gleich dick und lang sind, ist der rechte Fühler des Männchens kürzer und dicker als der linke Fühler. Dieser Fühler enthält das Begattungsorgan, mit dem die Spermien in die weibliche Geschlechtsöffnung eingebracht werden.
Die Eier entwickeln sich in einem erweiterten Endteil des weiblichen Eierstocks, dort ernähren sich die Embryonen von einer eiweißhaltigen Flüssigkeit. Meist hat ein Muttertier gleichzeitig mehrere Jungtiere in unterschiedlichen Entwicklungsstadien in sich, die es dann einzeln gebärt sobald das jeweilige Jungtier als genug ist. Die kleinen Babyschnecken sind bereits bei der Geburt fertig entwickelt. Ich habe gelesen, dass die Babys bis zu 10 mm groß sein können und anfangs Borsten auf ihrem Gehäuse haben, die dann später abfallen.
Die Beobachtung mit den Borsten konnte ich bisher nicht machen, aber am Abend des 13.11.2013 habe ich überglücklich 2 kleine Babys entdeckt. Naja, erst waren es nur 2, aber bei genauerem Durchsuchen des Bodengrunds wurden es immer mehr. Da ich bei den großen Schnecken das Gefühl hatte, dass sie weichere Futtersorten vorziehen und sich richtig mit dem Rüssel hineinwühlen, habe ich noch ein weicheres Futter für die Kleinen gesucht. Von Frank Schenk (Fisch und Heim) habe ich vor Kurzem ein Weichgranulat "Supreme Doktor - M" von Naturefood erhalten. Dieses Futter wird von den Kleinen gut angenommen und ist daher neben einigen anderen Futtersorten fast täglich mit auf dem Speiseplan. Sie sind außerdem immer sehr aktiv am Laub zu finden. Leider ist das Bild etwas "vermulmt" aber man kann doch sehr gut die kleine "Sumpfi" erkennen...
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