Wirbellosenwelt

 

Hier ein kleiner, vereinfachter Überblick des Vorderkörpers anhand eines Cambarus scotti...

Aufbau des Vorderkörpers in der Dorsalansicht

 

Hier die Aufteilung in Vorderkörper und Hinterleib:

Körperbau von Flusskrebsen

 

Geschlechtsmerkmale bei einem weiblichen Cambarus scotti (Cambaridae):

Ventralansicht eines weiblichen Cambarus scotti

 

 

 

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Die Häutung ist leider eine der häufigsten Todesursachen bei Krebsen. Zum einen, weil sie nach der Häutung durch den anfangs extrem weichen Panzer ihren Fressfeinden schutzlos ausgeliefert sind, zum anderen weil es sich hier um einen wahnsinnig komplexen Ablauf handelt, der halt leider auch einfach schief gehen kann.

Und auch für den Halter bietet die Häutung einige Schockmomente. Viele erschrecken beim Blick ins Aquarium - manchmal, weil sie eine Exuvie (abgelegter Panzer) für einen toten Krebs halten. (Ruhig Blut und erst mal nachsehen - sind beim vermeintlich toten Krebs Augen zu sehen? An der Stelle hat eine Exuvie nämlich nur die Löcher. Außerdem ist der alte Panzer an der Häutungsfuge (Übergang zwischen Kopfteil und Hinterleib) aufgebrochen). Oder die Häutung ging etwas schief und dem Krebs fehlen nach der Häutung Gliedmaßen, es hat fehlgebildete Gliedmaßen oder aussenliegende Kiemen, oder wenn es richtig schlimm läuft, kommt das Tier erst gar nicht aus seiner Haut. Bei fehlenden oder missgebildeten Gliedmaßen oder aussenliegenden Kiemen kann der Halter aber nicht viel machen, außer das Tier vor Mitbewohnern zu schützen (evtl. in ein separates Aquarium umsetzen) und evtl. das Futterkonzept überdenken, da evtl. eine zu proteinreiche Ernährung ein möglicher Grund dafür gewesen sein könnte. Falls das Tier nicht aus der Haut kommt, kann man als letzte Hilfe versuchen, das Tier vorsichtig aus dem Panzer zu ziehen. Leider klappt das aber auch nur in seltenen Fällen. Aber man muss es fast versuchen, denn da sich der Krebs komplett, also auch inkl. der Kiemen häutet, kann er während der Häutung nicht atmen. Wenn er also zu lange im alten Panzer feststeckt, kann er auch aus Sauerstoffmangel sterben. Aber ich will hier nicht zu schwarz malen, denn zum Glück gehen ja die meisten Häutungen gut oder haben nur leichte Folgen wie fehlende Gliedmaßen.  

Man merkt schon vorher, dass der Krebs sich in Kürze häuten wird. Meist sieht man das auch schon an der Häutungsfuge. Der Krebs frisst nun auch nicht mehr und resorbiert bis zu 25 % der Mineralien aus der alten Hülle. Dann pumpt er seinen Körper mit Wasser auf, bis der alte Panzer an der Häutungsfuge aufbricht und zieht sich aus dem aufgeplatzten, alten Panzer. Ein Sekret zwischen dem alten Panzer und dem darunter gebildeten, noch weichen Panzer erleichtert diesen Vorgang.

Exuvie - der abgelegte Panzer nach erfolgreicher Häutung

Wie bereits erwähnt häutet sich der Krebs komplett inkl. Kiemen und kann daher während der Häutung nicht atmen. Daher ist es wichtig, dass die Häutung nicht zu lange dauert. Hatte er vor der Häutung fehlende Gliedmaßen wie z. B. eine fehlende Schere, so ist diese nach der Häutung wieder in kleinerem Format vorhanden und wächst nun schnell wieder nach. Auch Beine können nachgebildet werden und sind nach der Häutung normalerweise alle wieder vollzählig und in gleicher Größe wie die anderen Beine vorhanden. Der neue Panzer ist anfangs sehr weich, daher nennt man die Krebse in dieser Phase Butterkrebse. Auch die Färbung ist noch viel heller und dunkelt dann erst mit der Aushärtung nach.

Die Färbung des Butterkrebses ist noch viel heller und dunkelt mit der Härtung nach

Der Panzer benötigt bis zu 4 Tage um komplett auszuhärten. Erst werden die Mundwerkzeuge und Gliedmaßen gefestigt, damit so schnell wie möglich wieder Nahrung aufgenommen werden kann und der Krebs auch wieder in der Lage ist, sich zu verteidigen. Zum Aushärten nutzt der Krebs die im Körper gespeicherte Ressourcen (Gastrolithen). Lange hielt sich die Meinung, dass die Tiere auch den alten Panzer dazu benötigen und man diesen daher im Aquarium belassen sollte. In der Praxis sind die Krebse aber nach der Häutung meist versteckt um sicher aushärten zu können, während der Panzer von Mitbewohnern wie Garnelen und Schnecken verwertet wird, da er mit leckeren Kleinstlebewesen ist. Falls der Krebs die im Körper gespeicherten Ressourcen, also der Gastrolith durch sehr hartes, kalkhaltiges Aquarienwasser nicht benötigt, würgt der Krebs ihn aus und man kann ihn im Aquarium finden.  

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Krebse sind wahre Ausbruchskünstler. In der Natur verlassen sie oft des Gewässer - hier haben sie aber den Vorteil, dass sie meist problemlos entweder ins alte oder in ein neues Gewässer zurückkommen. Im Aquarium gibt es diese Möglichkeit leider nicht. Und so verenden viele Ausbrecher hinter Schränken irgendwo im Zimmer, lange bevor man sie wieder entdeckt. Daher müssen die Aquarien absolut ausbruchsicher abgedichtet oder zugeklebt werden.

Was tun, wenn man einen Ausbrecher noch lebend, evtl. auch bewusstlos wiederfindet? Auf keinen Fall sofort wieder ins Aquarium geben. Man weiß ja nicht, wie feucht die Kiemen des Ausbrechers noch sind. Und auch auf keinen Fall sofort aufgeben, nur weil er sich nicht mehr bewegt - einen Rettungsversuch sollte man in jedem Fall versuchen!

Für den Rettungsversuch verwende ich eine hohe Wanne (um erneuten Ausbruch zu verhindern), die ich mit einer zweckendfremdeten Fossil-Rückwand ausgestattet habe. Die Rückwand bietet einen rutschsicheren Untergrund mit verschiedensten Höhen und Tiefen. Außerdem stelle ich die Wanne leicht schräg, so dass ich dem Krebs von Flachwasser bis zu einem körperbedeckenden Wasserstand alles anbieten kann. 

Ausgebrochene Krebse retten


Hier  setze ich den Krebs an einer Stelle mit ganz geringem Wasserstand ein. Wenn er bewusstlos ist, lege ich ihn auf den Rücken, damit die Luft aus den Kiemen entweichen kann und die Kiemen wieder benetzt werden.

Wenn der Krebs wieder agiler wird, dreht er sich meist selbst um (notfalls vorsichtig nachhelfen) und wandert ganz langsam von alleine nach und nach weiter ins tiefere Wasser.

Der Krebs kann selbständig den für ihn passenden Wasserstand wählen

Wichtig ist, dass das Tier während dieser Prozedur keinem weiteren Stress ausgesetzt wird. Ich habe hier für das Foto ein gesundes Tier verwendet, daher störte auch der Blitz beim Fotografieren nicht. Normalerweise würde ich die Wanne aber möglichst ruhig und halbdunkel stellen, damit sich das Tier ganz in Ruhe akklimatisieren kann.

Wenn das Tier bereits ins tiefere Wasser gewechselt hat, kann man auch vorsichtig noch weiteres Wasser zugeben, falls nötig. Ich lasse den Krebs auf jeden Fall aber meist einige Stunden zum akklimatisieren in der Wanne und setze ihn erst dann wieder ins Aquarium zurück, wenn er wieder agil ist und ein normales Verhalten zeigt.

Während der ganzen Prozedur auf keinen Fall füttern, das Futter würde die geringe Wassermenge schnell zum kippen bringen und der Krebs würde in so einem Moment sowieso nicht fressen

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Cambarellus sp. alabama sind kleinbleibende und sehr friedliche Zwergkrebse. Eine Vergesellschaftung mit Garnelen und friedlichen kleineren Fischen ist problemlos möglich. Gegenüber Artgenossen sind sie friedlicher als CPO`s. Trotzdem sollten aber bei geschlechtsreifen Tieren ausreichend Verstecke, Laub und Mulm im Becken sein, um Jungtieren Schutz zu bieten.

Alabama Zwergkrebs

Eiertragendes Weibchen mit eher brauner Grundfärbung

Generelles:
Leider ist der Cambarellus sp. alabama derzeit noch nicht wissenschaftlich bestimmt. Man nimmt an, dass es sich um eine Farbvariante des bekannten Zwergkrebes Cambarellus shufeldtii handeln könnte. Ich hatte das Glück, Anfang November 2010 sehr aktive und gut gefärbte Jungtiere zu bekommen, bei denen die gefleckte Färbung sehr schön ausgeprägt ist. Es waren 2 Männchen und 4 Weibchen. Besonders schön fand ich, dass manche Tiere der Zuchtgruppe eine ausgeprägte bläuliche Grundfärbung zeigen. Auch einige Nachzuchten zeigen diese Blaufärbung. Ich ging bisher immer davon aus, dass der Blaustich brauner Krebse durch einen niedrigen ph-Wert zustandekommt, aber das erklärt nicht, warum es nur einzelne Tiere zeigen. Nun bin ich mal gespannt, ob man diese Färbung durch Selektion weiter festigen und Selektion vertiefen kann.

Ich halte meine Tiere bei etwa 600-700 µs und einer Temperatur zwischen 18 - 24 Grad. Der ph-Wert liegt bei etwa 7. Obwohl ich die Tiere erst knapp 2 Monate habe, hatte ich schon 2x Nachwuchs  und derzeit sind noch 2 Weibchen tragend. (Stand 30. Dezmber 2010)

Beckeneinrichtung und Vergesellschaftung:
Ich habe meine alabama`s mit Yellow Fire Garnelen vergesellschaftet, da das auch bei den CPO`s immer super geklappt hat. Wie in allen meinen Garnelenaquarien habe ich als Bodengrund schwarzen Kies verwendet. Im mittleren Aquarienbereich habe ich viele Röhren in verschiedensten Größen unter und hinter die Wurzeln eingebaut. Manche davon habe ich einseitig mit Filterschaum geschlossen, damit eiertragende Weibchen Rückzugsmöglichkeiten finden. Die Röhren sollten einen Innendurchmesser von 10 - 15 mm haben und mindestens 5 cm lang sein.

Im hinteren Aquarienbereich habe ich Stücke von Japanmatten und Siporax Filterröhrchen eingebracht. Weiterer Bestandteil in meinen Aquarien sind „Mineral Stones“ von Shirakura, Mooskugeln, Seemandelbaumrinde, Laub (Obstbäume, Buche, Eiche. Walnuss, Esskastanie, Seemandelbaum,...) und Erlenzäpfchen.

Das lieben meine Zwergkrebse:
Meine alabama nehmen jegliches Futter gerne an. Gemüse wie Erbsen, Spinat oder Hokkaido Kürbis gebe ich regelmäßig. Dazu gibts als Leckerei lebende Artemia, Mückenlarven, Spirulina-Tabs und mein selbstgemachtes Garnelenfutter, seltener auch Fertigfutter wie Novo Prawns etc. Für Jungtiere und Babys habe ich immer genügend Mulm und Laub im Becken. Beim Verfüttern von Gemüse muss dringend darauf geachtet werden, dass nur so wenig gefüttert wird, dass keine Reste übrig bleiben. Durch die Zuckerstoffe von gammelnden Resten könnte sonst eine Sauerstoffzehrung entstehen und das Wasser über Nacht kippen.

Geschlechtsunterschiede und Zucht:
Wie bei den CPO kann man die Geschlechtsunterschiede bei den alabama leicht erkennen, wenn die Tiere gleichaltrig sind. Die Weibchen sind größer und "bulliger" als die Männchen. Ab einer Größe von etwa 1,5 cm kann man beim genauen Hinsehen die Begattungsgriffel der Männchen erkennen.

Die Paarung läuft wie bei den orangen Zwergkrebsen ab.  Das Männchen dreht das Weibchen auf den Rücken und bringt ein Sperma-Paket mit seinen Begattungsgriffeln Nahe der weiblichen Geschlechtsöffnung an. Nach einigen Tagen gibt das Weibchen seine Eier ab, die nach Auflösung des Spermapaketes befruchtet werden. Das Weibchen trägt die Eier (ca. 20 - 60) an den Pleopoden (Schwimmfüßen) und versorgt diese durch ständige Bewegung mit Sauerstoff. Abgestorbene oder nicht befruchtete Eier werden vom Weibchen entfernt und gefressen.

Nach 3 - 5 Wochen schlüpfen winzige Babys aus den Eiern, die sich noch bis zu einer Größe von 3 mm an der Mutter festhalten.

 

Eiertragendes Weibchen

Baby mit bläulicher Grundfärbung

Baby mit bläulicher Grundfärbung

Baby mit eher bräunlicher Grundfärbung

Baby mit brauner Grundfärbung

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