Wirbellosenwelt

 

Procambarus alleni sind sehr farbenprächtige und pflegeleichte Aquarienbewohner. Sie können auch von Anfängern mit guten Grundkenntnissen gehalten und gezüchtet werden. Beim Kauf sollte man sich darüber klar sein, dass ein Weibchen mehrfach im Jahr bis zu 150 Babys bekommen kann. Wer keine Möglichkeit hat, diese Babyschwemme dann adäquat unterzubringen, sollte sich also lieber für ein Einzeltier oder 2 Tiere gleichen Geschlechts entscheiden. Dabei wäre die Haltung eines Einzeltieres sogar die bessere Variante, denn Floridakrebse sind absolute Einzelgänger. Sie benötigen keine Artgenossen, um sich wohl zu fühlen. 

Hier seht ihr ein Bild eines jungen Männchens, die langgezogenen Scheren sind zwar schon erkennbar, werden aber noch deutlich länger wenn er ausgewachsen (adult) ist:

Procambarus alleni - Blauer Floridakrebs


Und hier in der Dorsalansicht (Draufsicht) ein junges Weibchen mit etwa 6 cm Körperlänge (ohne Scheren gemessen): 

Dorsalansicht eines jungen Floridakrebs-Weibchens

Generelles

Blaue Floridakrebse sind auch tagsüber sehr aktiv und leben nicht so versteckt wie z. B. Krebse der Gattung Cherax. Sie sind sehr robust und haben außer regelmäßigem Wasserwechsel und dem Verzicht auf Chemie (kupferhaltige Medikamente, Algenkiller…) keine besonderen Ansprüche an die Wasserparameter. Selbst bei der Temperatur sind sie relativ anpassungsfähig, wobei niedrigere Temperaturen weniger problematisch sind wie dauerhaft hohe Temperaturen. Je wärmer das Wasser, desto geringer die Lebenserwartung von Floridakrebsen. Dies hängt mit der Häufigkeit von Häutungen zusammen. Da meine Aquarien fast alle im Keller stehen, habe ich je nach Jahreszeit eine durchschnittliche Wassertemperatur von 18 - 25 °C, wobei die meiste Zeit wohl ein Mittelwert von 22 - 23 °C vorliegt.

Da amerikanische Krebse latente Überträger der Krebspest sind, dürfen sie auf keinen Fall mit australischen oder europäischen Arten vergesellschaftet oder gar im Gartenteich gehalten werden (Abwanderung in heimische Gewässer und Verschleppung der Krebspest). Mehr zur Krebspest findet ihr hier…

 

Kauf und Eingewöhnung

Blaue Floridakrebse sind häufig im Zoofachhandel zu bekommen. Auch auf Kleinanzeigen-Portalen im Internet kann man sie meist direkt von Züchtern in der näheren Umgebung zu günstigen Preisen finden. Wichtig ist, dass man beim Kauf auf wirklich sicher ist, einen Floridakrebs zu kaufen. Jungtiere können nämlich mit bläulichen Exemplaren des Marmorkrebses (Procambarus fallax f. virginalis) verwechselt werden. Marmorkrebse sind seit 2017 verboten, da sie auf der Liste der invasiven gebietsfremden Arten stehen. Sie sind zur Jungfernzeugung möglich, man hat also auch bei Einzelhaltung regelmäßig Nachwuchs, den man aber nicht mehr an andere weitergeben darf. Daher sollte man sich auf keinen Fall so ein Tier andrehen lassen, auch wenn es wirklich sehr interessante und hübsche Tiere sind. Alle Infos zur Problematik von Marmorkrebsen habe ich in diesem Beitrag zusammengefasst.

Falls in Eurer Nähe kein Züchter Abgabetiere anbietet, könnt ihr Euch Krebse auch relativ sicher (bei passenden Aussentemperaturen und passender Verpackung) per Paket schicken lassen. Beim Erhalt von Tieren per Paket kontrolliere ich den Zustand der Tiere und Behältnisse möglichst vorsichtig (nicht in grellem Licht). Wenn das Transportwasser keine Auffälligkeiten wie starke Verkotung, strengen Geruch etc. aufweist, lasse ich die Tiere im Transportbehältnis möglichst stressfrei Raumtemperatur annehmen. Hierbei sollte grelles Licht und Herumhantieren vermieden werden. Je nachdem wie stark die Temperatur von der Raumtemperatur abweicht (z. B. im Winter), kann das ruhig ein paar Stunden dauern. Wenn sich die Temperatur des Transportwassers an die Temperatur des Aquariums angepasst hat, kann man die Krebse direkt ohne weitere Wasseranpassung ins Aquarium einsetzen. Krebse sind zur Osmoregulation fähig und können die Wasserparameter selbst angleichen. 

In der Eingewöhnungsphase empfehle ich das Licht stark zu dimmen oder auszuschalten. Zum dimmen nutze ich gern Schwimmpflanzen oder Seemandelbaumblätter/Laub, das ich einfach ohne Überbrühen auf die Wasseroberfläche auflege. Auch anderes unbehandeltes und schwimmfähiges Material kann man dafür nutzen. Dann können die Krebse das neue Revier bei schummriger Beleuchtung ganz in Ruhe erkunden. Am ersten Tag füttere ich normalerweise nicht, da die Tiere das Futter meist eh nicht annehmen und sich erst akklimatisieren.

Wichtig ist, dass das Aquarium gleich nach dem Einsetzen wieder lückenlos abgedeckt wird. Gerade in der Eingewöhnungsphase erkunden die Krebse ihr neues Revier recht gründlich. Krebse sind wahre Ausbruchskünstler und finden oft durch schmale Ritzen oder Aussparungen einen Weg nach draußen. In der Natur verlassen sie oft des Gewässer - hier haben sie aber den Vorteil, dass sie meist problemlos entweder ins alte oder in ein neues Gewässer kommen. Im Aquarium gibt es diese Möglichkeit leider nicht. Außerhalb des Aquariums können sie nur eine bestimmte Zeit überleben und da der Weg zurück ins Aquarium nicht möglich ist, findet man sie meist nach Tagen vertrocknet unter irgendeinem Möbelstück. Leider ist das vielen Haltern noch nicht bewusst und so ist der Ausbruch aus dem Aquarium leider immer noch eine der häufigsten Todesursachen bei Krebsen.

Was tun, wenn man einen Ausbrecher noch lebend, evtl. auch bewusstlos wiederfindet? Auf keinen Fall sofort wieder ins Aquarium geben. Man weiß ja nicht, wie feucht die Kiemen des Ausbrechers noch sind. Und auch auf keinen Fall sofort aufgeben nur weil er sich nicht mehr bewegt - einen Rettungsversuch sollte man in jedem Fall versuchen! Wie das geht könnt ihr hier nachlesen...


Größe des Aquariums und Beckeneinrichtung

Die Mindestgröße des Aquariums für die dauerhafte Haltung eines Einzeltieres liegt in etwa bei 60 cm Kantenlänge. Bei Pärchen sollte das Aquarium mindestens 80 cm Kantenlänge haben, besser wäre aber ein Becken ab 100 cm Kantenlänge. Adulte blaue Floridakrebse sind im Gegensatz zu anderen Krebsarten relativ friedlich gegenüber Artgenossen, trotzdem sollten pro Krebs mehrere Versteckmöglichkeiten angeboten werden. Denn besonders nach einer Häutung müssen die Krebse über eine sichere Rückzugsmöglichkeit verfügen und auch tragende Weibchen benötigen unbedingt ein sicheres, hinten geschlossenes Versteck, damit sie ihre Babys vor Artgenossen schützen können. Jungtiere sind häufig eher kannibalistisch veranlagt und fressen schon auch mal ein frisch gehäutetes oder schwächeres Geschwisterchen. In Aquarien mit Jungtieren sollte man daher viel Laub und Lochziegel als Verstecke anbieten.

Bei adulten Tieren verwende ich gern Tonröhren und -höhlen sowie Kokosnusshöhlen, die man auch gut mit Wurzeln überbauen und so etwas verstecken kann. Meine blauen Floridakrebse graben kaum, dies könnte aber auch damit zusammenhängen dass ich ausreichend Verstecke zur Verfügung stelle und die Tiere sich daher nicht selbst irgendwo eine Höhle bauen müssen. Hier ist eines meiner Aquarien mit Floridakrebsen, Neocaridina Garnelen, Schnecken und Welsen:

Aquarium mit Neocaridina Garnelen und Krebsen

 

Man hört sehr oft, dass Procambarus alleni nicht in bepflanzten Aquarien gehalten werden können, da sie angeblich alle Pflanzen ratzekahl abfressen würden. Ich konnte diese Erfahrung mit adulten Tieren nicht nachvollziehen. Zwar gibt es einzelne Tiere, die schon gern auch mal Pflanzen abknipsen, aber die Regel ist das bei meinen ausgewachsenen Floridakrebsen nicht. Meiner Meinung nach hängt das aber auch stark vom Futter ab. Viele Halter ernähren die Krebse sehr einseitig mit meist ungeeignetem Fertigfutter wie Fischfutter. Ich habe festgestellt, dass auch meine Tiere vermehrt Pflanzen anknabbern, wenn ich nicht regelmäßig leckeres Grünfutter in Form von hochwertigem Spirulinafutter, Erbsen oder selten auch mal Brennessel füttere. Mein selbstgemachtes Spirulinafutter ist dabei der absolute Favorit meiner Tiere. Hier kommen alle Tiere aus ihren Verstecken, was ich dazu nutze um den Zustand der Tiere zu prüfen. Bleibt ein Weibchen trotzdem in der Höhle ist das oft ein Indiz dafür, dass sie trägt und so kann ich sie rechtzeitig umsetzen. Natürlich sind meine Krebsaquarien deutlich spärlicher bepflanzt als die Fischaquarien und da ich keinen Dünger verwende ist auch der Pflanzenwuchs nicht so stark – trotzdem finde ich es optisch einfach viel schöner und finde auch, dass sich mit Pflanzen als Nährstoffzehrer eine viel stabilere Wasserqualität erreichen lässt. Außerdem bieten die Pflanzen auch Rückzugsmöglichkeiten für Garnelen oder kleine Fische, die ich meist mit den Krebsen vergesellschafte. In den Krebsaquarien verwende ich gern Pflanzen wie Vallisneria gigantea, Echinodorus in diversen Arten, Mooskugeln und Hornkraut. In den Aufzuchtbecken mit vielen kleinen und halbwüchsigen Krebsen füttere ich natürlich nicht mit der Pinzette, hier bringe ich aber eher die nicht mehr so schönen Pflanzen unter, die dann auch gerne gefressen werden dürfen oder gestalte die Aufzuchtbecken ohne Pflanzen. 

Wie in allen meinen Krebsaquarien habe ich natürlich auch bei den blauen Floridakrebsen immer viel braunes Herbstlaub im Aquarium. Es dient zum einen als Nahrung und zum anderen als Versteckmöglichkeit für den Nachwuchs. Tragende Weibchen ziehen oft Laub direkt in die Höhlen und verschließen diese regelrecht damit, um sich und die Babys zu schützen. Möglicherweise ist das Laub auch mit einer der Gründe, wieso es bei mir mit den bepflanzten Aquarien so problemlos läuft während bei anderen regelmäßig alle Pflanzen gefressen werden. Alles Wissenswerte zum Thema Herbstlaub und warum auf keinen Fall grünes getrocknetes Laub in größeren Mengen ins Aquarium sollte findet ihr hier...


Körperbau

Floridakrebse gehören zu den Dekapoden (Zehnfußkrebse). Sie verfügen über 5 Schreitbeinpaare, wovon die ersten 3 (vom Kopf her gerechnet) mit Scheren ausgestattet sind. Die erste Schere ist davon die Größte, die uns als typische Krebsschere bekannt ist. Garnelen haben dagegen nur an den ersten beiden Schreitbeinpaaren Scheren ausgebildet. 

Wie alle Krebse kann auch der Procambarus alleni verlorene Gliedmaßen wieder nachbilden. Im Kampf oder bei ruppigen Paarungen verlieren die Tiere oft Scheren oder Beine. Diese wachsen dann unter dem Panzer wieder nach und sind manchmal schon direkt bei der nächsten Häutung wieder vorhanden. Anfangs sind die Scheren natürlich kleiner und blasser gefärbt, wachsen aber relativ schnell. Mehr zum Körperbau gibts hier...

  

Vergesellschaftung

Blaue Floridakrebse sind relativ friedliche Aquarienbewohner, die man gut mit friedlichen Fischen und Garnelen vergesellschaften kann. Ich züchte in den Aquarien mit Floridakrebsen auch Albinowelse, Tiger Endler Guppy und Red Fire Garnelen und habe immer sehr viele Nachzuchten. Allerdings muss man immer damit rechnen, dass die Krebse auch mal schwächere oder kranke Tiere jagen und fressen könnten. Ich finde diese natürliche Selektion völlig in Ordnung und denke dass dies mitunter ein Grund dafür ist, dass ich keine Krankheiten in den Aquarien habe. Auf jeden Fall empfehle ich aber eine ausgewogene Ernährung, um den Jagdtrieb generell so gering wie möglich zu halten.

  

Futter

Procambarus sind Allesfresser (omnivor), nehmen aber bevorzugt pflanzliche Kost an. Wie ich bereits oben erwähnt habe, neigen einige Procambarus Arten dazu, Aquarienpflanzen zu fressen. Ich verhindere dies auch durch gezielte Fütterung aus der Pinzette (um sicherzustellen dass jeder Krebs seine Ration Futter erhalten hat und sich nicht doch noch an den Pflanzen vergreift), viel Laub und abwechlungsreiche Fütterung mit hohem und hochwertigem Grünfutteranteil. Deshalb steht mein selbstgemachtes Spirulinafutter, Erbsen (gefroren und kurz in warmes Wasser eingeweicht um sie leicht zerdrücken zu können), überbrühte Brennessel sowie diverse Fertigfutter regelmäßig auf dem Speiseplan. Die Fütterung mit der Pinzette hat auch den angenehmen Effekt, dass sich die Tiere stark an mich gewöhnen und nach vorn an die Scheibe kommen. Tragende Weibchen verstecken sich gerne und bleiben in ihrer Röhre, was dann natürlich gleich auffällt. Auch kranke Tiere kann man so schnell erkennen. Hier einer meiner Lieblinge beim Futter erbetteln:

Blauer Floridakrebs

 

Ich sehe im Internet immer wieder große Gemüsestücke wie Gurke, Salat oder Paprika in den Krebsaquarien. Früher habe ich selbst auch Gemüse in kleinen Mengen verfüttert. Mittlerweile mache ich das aber bis auf Erbsen und überbrühter Brennessel (sehr selten) gar nicht mehr. Besonders im Sommer ist mir die Gefahr einer Sauerstoffzehrung, Bakterienblüte und unkontrollierbaren Wasserwerten durch die eingebrachten Zuckerstoffe im Wasser zu groß. Da Krebse leider nicht wie andere Tiere zum Atmen nach oben an die Wasseroberfläche gehen, wird ihnen das oft zum Verhängnis.Bei Fischen merkt man ja schnell die Symptome, sie kommen an die Wasseroberfläche und schnappen dort nach Luft. Auch Turmdeckelschnecken zeigen Wasserprobleme sehr gut an, indem sie in großen Mengen an der Scheibe nach oben kriechen. Krebse zeigen leider keine Anzeichen und so wurden leiden schon viele Halter besonders morgens von einem umgekippten Becken mit toten Krebsen überrascht. Wenn man dabei bedenkt, wie wenig Nährwert so eine Gurke hat, macht diese Gefahr einfach keinen Sinn. Falls man aber trotzdem Gemüse füttern möchte, bitte nur kleine Mengen unbehandeltes Gemüse verwenden und nicht gefressene Rest wieder entfernen.

 

Häutung

Die Häutung ist leider eine der häufigsten Todesursachen bei Krebsen. Zum einen, weil sie nach der Häutung durch den anfangs extrem weichen Panzer ihren Fressfeinden schutzlos ausgeliefert sind, zum anderen weil es sich hier um einen wahnsinnig komplexen Ablauf handelt, der halt leider auch einfach schief gehen kann. Und auch für den Halter bietet die Häutung einige Schockmomente. Viele erschrecken beim Blick ins Aquarium, weil sie eine Exuvie (abgelegter Panzer) für einen toten Krebs halten. Oder die Häutung ging schief, dem Tier fehlen Gliedmaßen oder sind fehlgebildet, Kiemen liegen plötzlich außen oder wenn es richtig schlimm läuft, kommt das Tier erst gar nicht aus seiner Haut. Aber ich will hier nicht zu schwarz malen, denn zum Glück gehen ja die meisten Häutungen gut.

Man merkt schon vorher, dass der Krebs sich in Kürze häuten wird. Meist sieht man das auch schon an der Häutungsfuge. Der Krebs frisst nun auch nicht mehr und resorbiert bis zu 25 % der Mineralien aus der alten Hülle. Dann pumpt er seinen Körper mit Wasser auf, bis der alte Panzer an der Häutungsfuge aufbricht und zieht sich aus dem aufgeplatzten alten Panzer. Ein Sekret zwischen dem alten Panzer und dem darunter gebildeten, noch weichen Panzer erleichtert diesen Vorgang. Mehr zur Häutung findet ihr hier..

Auf diesem Bild kann man die Häutungsfuge sehr gut erkennen:

Häutungsfuge bei einem Jungkrebs

Früher war man der Meinung, dass der alte abgelegte Panzer unbedingt im Wasser verbleiben sollte, da der Krebs ihn meist bis auf die Scheren wieder komplett auffrisst, um die darin vorhandenen Ressourcen für die nächste Häutung in sich einzulagern. Mittlerweile ist das nicht mehr so ganz klar. Der Krebs entzieht dem Panzer ja schon vor der Häutung einen Teil der Mineralien. Außerdem haben Untersuchungen eines Futterherstellers ergeben, dass z. B. Cherax Krebse bei geeignetem Futter ausreichend Mineralien zum Bilden eines neuen Panzers zur Verfügung stehen, auch wenn der Panzer nach der Häutung entfernt wird. Bei Krebsen in Gruppenhaltung sind es meist auch nicht die frisch gehäuteten Krebse, die die Exuvie auffressen, da diese sich meist zum Aushärten des Panzers verstecken. Lediglich in Einzelhaltung kann man sicher sein, dass auch wirklich der frisch gehäutete Krebs die Exuvie gefressen hat. Ein anderer Punkt ist, dass Exuvien untersucht und dabei festgestellt wurde, dass sie von einer Vielzahl von Kleinstlebewesen besiedelt sind, so dass neuere Thesen davon ausgehen dass der Panzer deswegen von Garnelen, Krebsen und sogar von manchen Schnecken so gern gefressen wird. Aber egal aus welchem Grund - ich persönlich lasse die abgelegten Panzer im Aquarium.


Geschlechtsunterschiede und Zucht

Die Geschlechterunterscheidung bei Procambarus Krebsen ist sehr einfach. Das Männchen verfügt über Begattungsgriffel, während man beim Weibchen die Geschlechtsöffnung (Annulus ventralis) erkennen kann. Diese Geschlechtsöffnung dient zum Speichern des Samens bis zur nächsten Häutung. So erklärt es sich auch, dass manche Tiere auch nach Wochen in Einzelhaltung doch noch tragend werden. Leider hab ich kein gutes Bild von den Floridakrebsen gefunden, daher hier dieselben Geschlechtsmerkmale beim Cambarus manningi. Auf diesem Bild hab ich die Annulus ventralis mit dem roten Pfeil markiert. Die Kreise markieren die weiblichen Gonoporen am 3. Schreitbeinpaar.

Weibchen des Cambarus manningi


Sehr gut erkennbar sind die V-förmigen Begattungsgriffel der Männchen:

Männchen des Cambarus manningi

 

Wenn die Tiere größer sind kann man sie auch gut anhand der Scheren unterscheiden. Die Männchen haben lange, schmale Scheren während die Weibchen bulligere, aber kürzere Scheren bekommen. Das klappt aber natürlich nur wenn die Scheren der Größe des Tieres entsprechen, also nicht durch Kämpfe oder Häutungen verloren gingen und erst wieder zur vollen Größe nachwachsen müssen. Ich höre immer wieder dass Leute glauben, Floridakrebse wären in Wirklichkeit "Floridahummer" oder "Zierhummer" und hätten daher 2 verschieden große Scheren. Das ist aber nur ein Irrglaube, vermutlich haben diese Tiere nur durch einen Kampf oder eine Paarung eine Schere verloren, die dann natürlich erst wieder nachwachsen muss. Leider unterstützt der Handel diesen Irrglauben auch noch indem viele Läden Procambarus alleni unter dem Namen "Zierhummer" verkaufen.

Floridakrebse gehören zu der Krebsfamilie der Cambaridae. Generell können sie sich ganzjährig vermehren und brauchen dafür keine Kältephase wie z. B. der Cambarus manningi. Das bedeutet aber nicht, dass die Tiere immer paarungsbereit sind. Ich werde häufig gefragt "warum vermehren sich meine Floridakrebse nicht"? Man unterscheidet bei Cambaridae die Lebensphasen in "Form I" und "Form II". In "Form I" sind die Tiere paarungsbereit. Bei den Männchen sind die Gonopoden weich und flexibel und das Weibchen zeigt weiße Ausprägungen unter dem Schwanzfächer. Bei der nächsten Häutung sind sie in "Form II". Dieser Lebensabschnitt dient dem Wachstum, hier finden keine erfolgreichen Paarungen statt. In diesem Abschnitt sind die Gonopoden beim Männchen starr und unflexibel und die Weibchen zeigen keine weißen Ausprägungen. Es können einige Häutungen vergehen, bis die Tiere wieder in "Form I" sind. Hier seht ihr leider etwas unscharf die weißen Ausprägungen beim Weibchen (gut mit dem Bild direkt darüber zu vergleichen):
 

Weisse Ausprägungen bei einem vermehrungsbereiten Weibchen 


Dass die weißen Ausprägungen die Paarungsbereitschaft der Weibchen zeigen, wusste ich selbst lange nicht. Markus Güsgen hat mir das im Zusammenhang mit der Verpaarungen von Krebsen mit Kältephase 2012 erklärt und es hat sich über die Jahre absolut bewahrheitet. Weibchen ohne Ausprägungen haben sich nicht oder nur unter extremen Bemühungen des Männchens begatten lassen - ohne Erfolg. Einen weiteren Beweis habe ich vor Kurzem durch Zufall gemacht. Beim Umsetzen der Floridakrebse in einen neuen Anlagenteil habe ich die Krebse in Eimer und Wannen herausgefangen, um sie dann in den richtigen Konstellationen in die neuen Aquarien einzusetzen. Dabei habe ich festgestellt, dass alle 4 adulten Weibchen starke weiße Ausprägungen zeigten. Und alle 4 Weibchen haben sich sofort direkt in den Eimern von den Männchen begatten lassen. Teils haben sie sich sogar von alleine umgedreht, sobald das Männchen in ihre Nähe kam. Und das obwohl der Größenunterschied teils echt krass war. Mein ältestes Weibchen hat hier den Vogel absolut abgeschossen. Sie hat sich von alleine umgedreht und ist ganz ruhig liegengeblieben, bis das kleine Männchen endlich unter Mühen auf sie raufkraxelte. Die Paarung dauerte eine ganze Stunde...

Kleiner Mann ganz groß ;-)

Normalerweise läuft die Paarung aber wie bei den meisten Krebsen aus der Familie der Cambaridae relativ ruppig ab. Das Männchen versucht das Weibchen meist erst an der Schere zu sich heranzuziehen, um sie dann entweder seitlich oder auf ihr liegend zu begatten. Dabei fixiert er ihre Beine und Scheren mit seinen Scheren. Hier kommt es auch oft zu Verletzungen des Weibchens. Nicht paarungsbereite Weibchen wehren sich oft sehr stark und verlieren hierbei schon mal Gliedmaßen, die allerdings alle wieder nachwachsen. Vorsicht ist aber trotzdem geboten, denn leider werden nicht selten Tiere bei der Paarung tödlich verletzt.

Die Bilder sind alle etwas hell weil sie im sehr gut beleuchteten Fotobecken bzw. mit Blitz entstanden sind, daher kommen auch die Tiere viel heller raus als sie in Wirklichkeit sind.

Paarungsbeginn

Seitliche Paarung


Diese Paarung war übrigens ganz ungeplant im Fotobecken, daher sieht der Kies so steril aus und das Laub fehlt. Auch bei folgendem Bild wollte ich nur eine kleine Volkszählung machen, die das Männchen (rechts) gleich zur Paarung genutzt hat. Auf dem Bild kann man bei genauem Hinsehen auch die weißen Ausprägungen des Weibchens durch den Schwanzfächer schimmern sehen:

Paarung bei den Floridakrebsen


Nach der Paarung heißt es Geduld haben. Auch eine erfolgreiche Paarung heißt nicht, dass das Weibchen gleich 1 oder 2 Tage später Eier trägt. Wenn es mir vom Platz her möglich ist, setze ich das Weibchen einzeln mit ein paar Posthornschnecken und Garnelen (dienen eher als Futter und Futterverwerter für Futterreste) in ein Aquarium mit einigen Röhren und Höhlen sowie viel Laub. Dann lasse ich sie einfach in Ruhe. Bei manchen Weibchen merkt man dass sie tragen, wenn sie sich in ein Versteck zurückziehen und Laub hineinziehen. 

Wenn das Weibchen soweit ist, bildet sie ein Schaumzelt unter dem Hinterleib. Hierzu drehen sich manche Tiere seitlich oder auf den Rücken und klappen den Hinterleib nach oben, so dass ein Hohlraum (wie ein "Körbchen" entsteht. Dann stößt es die Eier durch die Gonoporen am 3. Schreitbeinpaar in das Schleimzelt aus. Dabei werden die Eier auch befruchtet, das Sperma dazu hat das Weibchen im Spermaspeicher (Annulus ventralis). Wenn der Schleim trocknet, hängen die Eier mit einer Art getrockneten Schleimfaden (Funiculus) am Hinterleib und werden vom Weibchen durch Fächern mit den Schwimmbeinen mit Frischwasser versorgt. Das Weibchen trägt die Eier je nach Temperatur 3 – 4 Wochen am Hinterleib. Verpilzte und unbefruchtete Eier werden normalerweise von den Weibchen selbst aussortiert und gefressen. Anfangs sind die Eier einfarbig, so wie auf dem folgenden Bild. Nach und nach ändert sich die Farbe, die Eier werden zweifarbig und immer heller, bis man gegen Ende sogar die Augen der Babys erkennen kann. 

Tragendes Floridakrebsweibchen

 

Die Larven schlüpfen am Hinterleib der Mutter. Im Gegensatz zu den Larven anderer Arten benötigen sie aber noch ca. 2 Häutungen bis sie komplett fertig entwickelt sind und sich nach und nach von ihrer Mutter lösen. Sie sind kannibalisch veranlagt, daher müssen viele kleine Röhren und Verstecke ins Aquarium eingebracht werden. Ich verwende hierfür gern Ziegelsteine mit kleinen Öffnungen und viel Laub, da sich die Babys auch gut zwischen den Laubschichten verstecken können.

Babyaquarium

 

 

Wie man sieht, sind die Nachzuchten anfangs nur hellgrau bis graublau gefärbt. Hier ein paar Tiere, die schon 3 cm groß sind, da kommt die Farbe schon gut durch:

 Procambarus alleni Nachzuchten

Blaues Floridakrebs Baby

Updates

  • 15.09.2013: Hier ein Schnappschuss meiner kleinen Procambarus clarkii ghost Babys, da ich immer wieder gefragt werde ob man die beiden Arten unterscheiden kann. Das kleine blaue ist ein blauer Floridakrebs, der mir beim Umsetzen da versehentlich reingerutscht ist. Man sieht also, dass sie sich schon ganz klein durch die gemusterte Zeichnung unterscheiden lassen. Am Besten unterscheidet man sie aber an der Breite der Areola, die beim Procambarus clarkii ganz geschlossen ist. Ein detailliertes Bild hierzu findet ihr hier...

Krabbelgruppe Procambarus ghost, 1 Monat alt

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