Wirbellosenwelt

 

Procambarus alleni sind sehr farbenprächtige und pflegeleichte Aquarienbewohner. Sie können auch von Anfängern mit guten Grundkenntnissen gehalten und gezüchtet werden. Beim Kauf sollte man sich darüber klar sein, dass ein Weibchen mehrfach im Jahr bis zu 150 Babys bekommen kann. Wer keine Möglichkeit hat, diese Babyschwemme dann adäquat unterzubringen, sollte sich also lieber für ein Einzeltier oder 2 Tiere gleichen Geschlechts entscheiden. Dabei wäre die Haltung eines Einzeltieres sogar die bessere Variante, denn Floridakrebse sind absolute Einzelgänger. Sie benötigen keine Artgenossen, um sich wohl zu fühlen. 

Hier seht ihr ein Bild eines jungen Männchens, die langgezogenen Scheren sind zwar schon erkennbar, werden aber noch deutlich länger wenn er ausgewachsen (adult) ist:

Procambarus alleni - Blauer Floridakrebs


Und hier in der Dorsalansicht (Draufsicht) ein junges Weibchen mit etwa 6 cm Körperlänge (ohne Scheren gemessen): 

Dorsalansicht eines jungen Floridakrebs-Weibchens

Generelles

Blaue Floridakrebse sind auch tagsüber sehr aktiv und leben nicht so versteckt wie z. B. Krebse der Gattung Cherax. Sie sind sehr robust und haben außer regelmäßigem Wasserwechsel und dem Verzicht auf Chemie (kupferhaltige Medikamente, Algenkiller…) keine besonderen Ansprüche an die Wasserparameter. Selbst bei der Temperatur sind sie relativ anpassungsfähig, wobei niedrigere Temperaturen weniger problematisch sind wie dauerhaft hohe Temperaturen. Je wärmer das Wasser, desto geringer die Lebenserwartung von Floridakrebsen. Dies hängt mit der Häufigkeit von Häutungen zusammen. Da meine Aquarien fast alle im Keller stehen, habe ich je nach Jahreszeit eine durchschnittliche Wassertemperatur von 18 - 25 °C, wobei die meiste Zeit wohl ein Mittelwert von 22 - 23 °C vorliegt.

Da amerikanische Krebse latente Überträger der Krebspest sind, dürfen sie auf keinen Fall mit australischen oder europäischen Arten vergesellschaftet oder gar im Gartenteich gehalten werden (Abwanderung in heimische Gewässer und Verschleppung der Krebspest). Mehr zur Krebspest findet ihr hier…

 

Kauf und Eingewöhnung

Blaue Floridakrebse sind häufig im Zoofachhandel zu bekommen. Auch auf Kleinanzeigen-Portalen im Internet kann man sie meist direkt von Züchtern in der näheren Umgebung zu günstigen Preisen finden. Wichtig ist, dass man beim Kauf auf wirklich sicher ist, einen Floridakrebs zu kaufen. Jungtiere können nämlich mit bläulichen Exemplaren des Marmorkrebses (Procambarus fallax f. virginalis) verwechselt werden. Marmorkrebse sind seit 2017 verboten, da sie auf der Liste der invasiven gebietsfremden Arten stehen. Sie sind zur Jungfernzeugung möglich, man hat also auch bei Einzelhaltung regelmäßig Nachwuchs, den man aber nicht mehr an andere weitergeben darf. Daher sollte man sich auf keinen Fall so ein Tier andrehen lassen, auch wenn es wirklich sehr interessante und hübsche Tiere sind. Alle Infos zur Problematik von Marmorkrebsen habe ich in diesem Beitrag zusammengefasst.

Falls in Eurer Nähe kein Züchter Abgabetiere anbietet, könnt ihr Euch Krebse auch relativ sicher (bei passenden Aussentemperaturen und passender Verpackung) per Paket schicken lassen. Beim Erhalt von Tieren per Paket kontrolliere ich den Zustand der Tiere und Behältnisse möglichst vorsichtig (nicht in grellem Licht). Wenn das Transportwasser keine Auffälligkeiten wie starke Verkotung, strengen Geruch etc. aufweist, lasse ich die Tiere im Transportbehältnis möglichst stressfrei Raumtemperatur annehmen. Hierbei sollte grelles Licht und Herumhantieren vermieden werden. Je nachdem wie stark die Temperatur von der Raumtemperatur abweicht (z. B. im Winter), kann das ruhig ein paar Stunden dauern. Wenn sich die Temperatur des Transportwassers an die Temperatur des Aquariums angepasst hat, kann man die Krebse direkt ohne weitere Wasseranpassung ins Aquarium einsetzen. Krebse sind zur Osmoregulation fähig und können die Wasserparameter selbst angleichen. 

In der Eingewöhnungsphase empfehle ich das Licht stark zu dimmen oder auszuschalten. Zum dimmen nutze ich gern Schwimmpflanzen oder Seemandelbaumblätter/Laub, das ich einfach ohne Überbrühen auf die Wasseroberfläche auflege. Auch anderes unbehandeltes und schwimmfähiges Material kann man dafür nutzen. Dann können die Krebse das neue Revier bei schummriger Beleuchtung ganz in Ruhe erkunden. Am ersten Tag füttere ich normalerweise nicht, da die Tiere das Futter meist eh nicht annehmen und sich erst akklimatisieren.

Wichtig ist, dass das Aquarium gleich nach dem Einsetzen wieder lückenlos abgedeckt wird. Gerade in der Eingewöhnungsphase erkunden die Krebse ihr neues Revier recht gründlich. Krebse sind wahre Ausbruchskünstler und finden oft durch schmale Ritzen oder Aussparungen einen Weg nach draußen. In der Natur verlassen sie oft des Gewässer - hier haben sie aber den Vorteil, dass sie meist problemlos entweder ins alte oder in ein neues Gewässer kommen. Im Aquarium gibt es diese Möglichkeit leider nicht. Außerhalb des Aquariums können sie nur eine bestimmte Zeit überleben und da der Weg zurück ins Aquarium nicht möglich ist, findet man sie meist nach Tagen vertrocknet unter irgendeinem Möbelstück. Leider ist das vielen Haltern noch nicht bewusst und so ist der Ausbruch aus dem Aquarium leider immer noch eine der häufigsten Todesursachen bei Krebsen.

Was tun, wenn man einen Ausbrecher noch lebend, evtl. auch bewusstlos wiederfindet? Auf keinen Fall sofort wieder ins Aquarium geben. Man weiß ja nicht, wie feucht die Kiemen des Ausbrechers noch sind. Und auch auf keinen Fall sofort aufgeben nur weil er sich nicht mehr bewegt - einen Rettungsversuch sollte man in jedem Fall versuchen! Wie das geht könnt ihr hier nachlesen...


Größe des Aquariums und Beckeneinrichtung

Die Mindestgröße des Aquariums für die dauerhafte Haltung eines Einzeltieres liegt in etwa bei 60 cm Kantenlänge. Bei Pärchen sollte das Aquarium mindestens 80 cm Kantenlänge haben, besser wäre aber ein Becken ab 100 cm Kantenlänge. Adulte blaue Floridakrebse sind im Gegensatz zu anderen Krebsarten relativ friedlich gegenüber Artgenossen, trotzdem sollten pro Krebs mehrere Versteckmöglichkeiten angeboten werden. Denn besonders nach einer Häutung müssen die Krebse über eine sichere Rückzugsmöglichkeit verfügen und auch tragende Weibchen benötigen unbedingt ein sicheres, hinten geschlossenes Versteck, damit sie ihre Babys vor Artgenossen schützen können. Jungtiere sind häufig eher kannibalistisch veranlagt und fressen schon auch mal ein frisch gehäutetes oder schwächeres Geschwisterchen. In Aquarien mit Jungtieren sollte man daher viel Laub und Lochziegel als Verstecke anbieten.

Bei adulten Tieren verwende ich gern Tonröhren und -höhlen sowie Kokosnusshöhlen, die man auch gut mit Wurzeln überbauen und so etwas verstecken kann. Meine blauen Floridakrebse graben kaum, dies könnte aber auch damit zusammenhängen dass ich ausreichend Verstecke zur Verfügung stelle und die Tiere sich daher nicht selbst irgendwo eine Höhle bauen müssen. Hier ist eines meiner Aquarien mit Floridakrebsen, Neocaridina Garnelen, Schnecken und Welsen:

Aquarium mit Neocaridina Garnelen und Krebsen

 

Man hört sehr oft, dass Procambarus alleni nicht in bepflanzten Aquarien gehalten werden können, da sie angeblich alle Pflanzen ratzekahl abfressen würden. Ich konnte diese Erfahrung mit adulten Tieren nicht nachvollziehen. Zwar gibt es einzelne Tiere, die schon gern auch mal Pflanzen abknipsen, aber die Regel ist das bei meinen ausgewachsenen Floridakrebsen nicht. Meiner Meinung nach hängt das aber auch stark vom Futter ab. Viele Halter ernähren die Krebse sehr einseitig mit meist ungeeignetem Fertigfutter wie Fischfutter. Ich habe festgestellt, dass auch meine Tiere vermehrt Pflanzen anknabbern, wenn ich nicht regelmäßig leckeres Grünfutter in Form von hochwertigem Spirulinafutter, Erbsen oder selten auch mal Brennessel füttere. Mein selbstgemachtes Spirulinafutter ist dabei der absolute Favorit meiner Tiere. Hier kommen alle Tiere aus ihren Verstecken, was ich dazu nutze um den Zustand der Tiere zu prüfen. Bleibt ein Weibchen trotzdem in der Höhle ist das oft ein Indiz dafür, dass sie trägt und so kann ich sie rechtzeitig umsetzen. Natürlich sind meine Krebsaquarien deutlich spärlicher bepflanzt als die Fischaquarien und da ich keinen Dünger verwende ist auch der Pflanzenwuchs nicht so stark – trotzdem finde ich es optisch einfach viel schöner und finde auch, dass sich mit Pflanzen als Nährstoffzehrer eine viel stabilere Wasserqualität erreichen lässt. Außerdem bieten die Pflanzen auch Rückzugsmöglichkeiten für Garnelen oder kleine Fische, die ich meist mit den Krebsen vergesellschafte. In den Krebsaquarien verwende ich gern Pflanzen wie Vallisneria gigantea, Echinodorus in diversen Arten, Mooskugeln und Hornkraut. In den Aufzuchtbecken mit vielen kleinen und halbwüchsigen Krebsen füttere ich natürlich nicht mit der Pinzette, hier bringe ich aber eher die nicht mehr so schönen Pflanzen unter, die dann auch gerne gefressen werden dürfen oder gestalte die Aufzuchtbecken ohne Pflanzen. 

Wie in allen meinen Krebsaquarien habe ich natürlich auch bei den blauen Floridakrebsen immer viel braunes Herbstlaub im Aquarium. Es dient zum einen als Nahrung und zum anderen als Versteckmöglichkeit für den Nachwuchs. Tragende Weibchen ziehen oft Laub direkt in die Höhlen und verschließen diese regelrecht damit, um sich und die Babys zu schützen. Möglicherweise ist das Laub auch mit einer der Gründe, wieso es bei mir mit den bepflanzten Aquarien so problemlos läuft während bei anderen regelmäßig alle Pflanzen gefressen werden. Alles Wissenswerte zum Thema Herbstlaub und warum auf keinen Fall grünes getrocknetes Laub in größeren Mengen ins Aquarium sollte findet ihr hier...


Körperbau

Floridakrebse gehören zu den Dekapoden (Zehnfußkrebse). Sie verfügen über 5 Schreitbeinpaare, wovon die ersten 3 (vom Kopf her gerechnet) mit Scheren ausgestattet sind. Die erste Schere ist davon die Größte, die uns als typische Krebsschere bekannt ist. Garnelen haben dagegen nur an den ersten beiden Schreitbeinpaaren Scheren ausgebildet. 

Wie alle Krebse kann auch der Procambarus alleni verlorene Gliedmaßen wieder nachbilden. Im Kampf oder bei ruppigen Paarungen verlieren die Tiere oft Scheren oder Beine. Diese wachsen dann unter dem Panzer wieder nach und sind manchmal schon direkt bei der nächsten Häutung wieder vorhanden. Anfangs sind die Scheren natürlich kleiner und blasser gefärbt, wachsen aber relativ schnell. Mehr zum Körperbau gibts hier...

  

Vergesellschaftung

Blaue Floridakrebse sind relativ friedliche Aquarienbewohner, die man gut mit friedlichen Fischen und Garnelen vergesellschaften kann. Ich züchte in den Aquarien mit Floridakrebsen auch Albinowelse, Tiger Endler Guppy und Red Fire Garnelen und habe immer sehr viele Nachzuchten. Allerdings muss man immer damit rechnen, dass die Krebse auch mal schwächere oder kranke Tiere jagen und fressen könnten. Ich finde diese natürliche Selektion völlig in Ordnung und denke dass dies mitunter ein Grund dafür ist, dass ich keine Krankheiten in den Aquarien habe. Auf jeden Fall empfehle ich aber eine ausgewogene Ernährung, um den Jagdtrieb generell so gering wie möglich zu halten.

  

Futter

Procambarus sind Allesfresser (omnivor), nehmen aber bevorzugt pflanzliche Kost an. Wie ich bereits oben erwähnt habe, neigen einige Procambarus Arten dazu, Aquarienpflanzen zu fressen. Ich verhindere dies auch durch gezielte Fütterung aus der Pinzette (um sicherzustellen dass jeder Krebs seine Ration Futter erhalten hat und sich nicht doch noch an den Pflanzen vergreift), viel Laub und abwechlungsreiche Fütterung mit hohem und hochwertigem Grünfutteranteil. Deshalb steht mein selbstgemachtes Spirulinafutter, Erbsen (gefroren und kurz in warmes Wasser eingeweicht um sie leicht zerdrücken zu können), überbrühte Brennessel sowie diverse Fertigfutter regelmäßig auf dem Speiseplan. Die Fütterung mit der Pinzette hat auch den angenehmen Effekt, dass sich die Tiere stark an mich gewöhnen und nach vorn an die Scheibe kommen. Tragende Weibchen verstecken sich gerne und bleiben in ihrer Röhre, was dann natürlich gleich auffällt. Auch kranke Tiere kann man so schnell erkennen. Hier einer meiner Lieblinge beim Futter erbetteln:

Blauer Floridakrebs

 

Ich sehe im Internet immer wieder große Gemüsestücke wie Gurke, Salat oder Paprika in den Krebsaquarien. Früher habe ich selbst auch Gemüse in kleinen Mengen verfüttert. Mittlerweile mache ich das aber bis auf Erbsen und überbrühter Brennessel (sehr selten) gar nicht mehr. Besonders im Sommer ist mir die Gefahr einer Sauerstoffzehrung, Bakterienblüte und unkontrollierbaren Wasserwerten durch die eingebrachten Zuckerstoffe im Wasser zu groß. Da Krebse leider nicht wie andere Tiere zum Atmen nach oben an die Wasseroberfläche gehen, wird ihnen das oft zum Verhängnis.Bei Fischen merkt man ja schnell die Symptome, sie kommen an die Wasseroberfläche und schnappen dort nach Luft. Auch Turmdeckelschnecken zeigen Wasserprobleme sehr gut an, indem sie in großen Mengen an der Scheibe nach oben kriechen. Krebse zeigen leider keine Anzeichen und so wurden leiden schon viele Halter besonders morgens von einem umgekippten Becken mit toten Krebsen überrascht. Wenn man dabei bedenkt, wie wenig Nährwert so eine Gurke hat, macht diese Gefahr einfach keinen Sinn. Falls man aber trotzdem Gemüse füttern möchte, bitte nur kleine Mengen unbehandeltes Gemüse verwenden und nicht gefressene Rest wieder entfernen.

 

Häutung

Die Häutung ist leider eine der häufigsten Todesursachen bei Krebsen. Zum einen, weil sie nach der Häutung durch den anfangs extrem weichen Panzer ihren Fressfeinden schutzlos ausgeliefert sind, zum anderen weil es sich hier um einen wahnsinnig komplexen Ablauf handelt, der halt leider auch einfach schief gehen kann. Und auch für den Halter bietet die Häutung einige Schockmomente. Viele erschrecken beim Blick ins Aquarium, weil sie eine Exuvie (abgelegter Panzer) für einen toten Krebs halten. Oder die Häutung ging schief, dem Tier fehlen Gliedmaßen oder sind fehlgebildet, Kiemen liegen plötzlich außen oder wenn es richtig schlimm läuft, kommt das Tier erst gar nicht aus seiner Haut. Aber ich will hier nicht zu schwarz malen, denn zum Glück gehen ja die meisten Häutungen gut.

Man merkt schon vorher, dass der Krebs sich in Kürze häuten wird. Meist sieht man das auch schon an der Häutungsfuge. Der Krebs frisst nun auch nicht mehr und resorbiert bis zu 25 % der Mineralien aus der alten Hülle. Dann pumpt er seinen Körper mit Wasser auf, bis der alte Panzer an der Häutungsfuge aufbricht und zieht sich aus dem aufgeplatzten alten Panzer. Ein Sekret zwischen dem alten Panzer und dem darunter gebildeten, noch weichen Panzer erleichtert diesen Vorgang. Mehr zur Häutung findet ihr hier..

Auf diesem Bild kann man die Häutungsfuge sehr gut erkennen:

Häutungsfuge bei einem Jungkrebs

Früher war man der Meinung, dass der alte abgelegte Panzer unbedingt im Wasser verbleiben sollte, da der Krebs ihn meist bis auf die Scheren wieder komplett auffrisst, um die darin vorhandenen Ressourcen für die nächste Häutung in sich einzulagern. Mittlerweile ist das nicht mehr so ganz klar. Der Krebs entzieht dem Panzer ja schon vor der Häutung einen Teil der Mineralien. Außerdem haben Untersuchungen eines Futterherstellers ergeben, dass z. B. Cherax Krebse bei geeignetem Futter ausreichend Mineralien zum Bilden eines neuen Panzers zur Verfügung stehen, auch wenn der Panzer nach der Häutung entfernt wird. Bei Krebsen in Gruppenhaltung sind es meist auch nicht die frisch gehäuteten Krebse, die die Exuvie auffressen, da diese sich meist zum Aushärten des Panzers verstecken. Lediglich in Einzelhaltung kann man sicher sein, dass auch wirklich der frisch gehäutete Krebs die Exuvie gefressen hat. Ein anderer Punkt ist, dass Exuvien untersucht und dabei festgestellt wurde, dass sie von einer Vielzahl von Kleinstlebewesen besiedelt sind, so dass neuere Thesen davon ausgehen dass der Panzer deswegen von Garnelen, Krebsen und sogar von manchen Schnecken so gern gefressen wird. Aber egal aus welchem Grund - ich persönlich lasse die abgelegten Panzer im Aquarium.


Geschlechtsunterschiede und Zucht

Die Geschlechterunterscheidung bei Procambarus Krebsen ist sehr einfach. Das Männchen verfügt über Begattungsgriffel, während man beim Weibchen die Geschlechtsöffnung (Annulus ventralis) erkennen kann. Diese Geschlechtsöffnung dient zum Speichern des Samens bis zur nächsten Häutung. So erklärt es sich auch, dass manche Tiere auch nach Wochen in Einzelhaltung doch noch tragend werden. Leider hab ich kein gutes Bild von den Floridakrebsen gefunden, daher hier dieselben Geschlechtsmerkmale beim Cambarus manningi. Auf diesem Bild hab ich die Annulus ventralis mit dem roten Pfeil markiert. Die Kreise markieren die weiblichen Gonoporen am 3. Schreitbeinpaar.

Weibchen des Cambarus manningi


Sehr gut erkennbar sind die V-förmigen Begattungsgriffel der Männchen:

Männchen des Cambarus manningi

 

Wenn die Tiere größer sind kann man sie auch gut anhand der Scheren unterscheiden. Die Männchen haben lange, schmale Scheren während die Weibchen bulligere, aber kürzere Scheren bekommen. Das klappt aber natürlich nur wenn die Scheren der Größe des Tieres entsprechen, also nicht durch Kämpfe oder Häutungen verloren gingen und erst wieder zur vollen Größe nachwachsen müssen. Ich höre immer wieder dass Leute glauben, Floridakrebse wären in Wirklichkeit "Floridahummer" oder "Zierhummer" und hätten daher 2 verschieden große Scheren. Das ist aber nur ein Irrglaube, vermutlich haben diese Tiere nur durch einen Kampf oder eine Paarung eine Schere verloren, die dann natürlich erst wieder nachwachsen muss. Leider unterstützt der Handel diesen Irrglauben auch noch indem viele Läden Procambarus alleni unter dem Namen "Zierhummer" verkaufen.

Floridakrebse gehören zu der Krebsfamilie der Cambaridae. Generell können sie sich ganzjährig vermehren und brauchen dafür keine Kältephase wie z. B. der Cambarus manningi. Das bedeutet aber nicht, dass die Tiere immer paarungsbereit sind. Ich werde häufig gefragt "warum vermehren sich meine Floridakrebse nicht"? Man unterscheidet bei Cambaridae die Lebensphasen in "Form I" und "Form II". In "Form I" sind die Tiere paarungsbereit. Bei den Männchen sind die Gonopoden weich und flexibel und das Weibchen zeigt weiße Ausprägungen unter dem Schwanzfächer. Bei der nächsten Häutung sind sie in "Form II". Dieser Lebensabschnitt dient dem Wachstum, hier finden keine erfolgreichen Paarungen statt. In diesem Abschnitt sind die Gonopoden beim Männchen starr und unflexibel und die Weibchen zeigen keine weißen Ausprägungen. Es können einige Häutungen vergehen, bis die Tiere wieder in "Form I" sind. Hier seht ihr leider etwas unscharf die weißen Ausprägungen beim Weibchen (gut mit dem Bild direkt darüber zu vergleichen):
 

Weisse Ausprägungen bei einem vermehrungsbereiten Weibchen 


Dass die weißen Ausprägungen die Paarungsbereitschaft der Weibchen zeigen, wusste ich selbst lange nicht. Markus Güsgen hat mir das im Zusammenhang mit der Verpaarungen von Krebsen mit Kältephase 2012 erklärt und es hat sich über die Jahre absolut bewahrheitet. Weibchen ohne Ausprägungen haben sich nicht oder nur unter extremen Bemühungen des Männchens begatten lassen - ohne Erfolg. Einen weiteren Beweis habe ich vor Kurzem durch Zufall gemacht. Beim Umsetzen der Floridakrebse in einen neuen Anlagenteil habe ich die Krebse in Eimer und Wannen herausgefangen, um sie dann in den richtigen Konstellationen in die neuen Aquarien einzusetzen. Dabei habe ich festgestellt, dass alle 4 adulten Weibchen starke weiße Ausprägungen zeigten. Und alle 4 Weibchen haben sich sofort direkt in den Eimern von den Männchen begatten lassen. Teils haben sie sich sogar von alleine umgedreht, sobald das Männchen in ihre Nähe kam. Und das obwohl der Größenunterschied teils echt krass war. Mein ältestes Weibchen hat hier den Vogel absolut abgeschossen. Sie hat sich von alleine umgedreht und ist ganz ruhig liegengeblieben, bis das kleine Männchen endlich unter Mühen auf sie raufkraxelte. Die Paarung dauerte eine ganze Stunde...

Kleiner Mann ganz groß ;-)

Normalerweise läuft die Paarung aber wie bei den meisten Krebsen aus der Familie der Cambaridae relativ ruppig ab. Das Männchen versucht das Weibchen meist erst an der Schere zu sich heranzuziehen, um sie dann entweder seitlich oder auf ihr liegend zu begatten. Dabei fixiert er ihre Beine und Scheren mit seinen Scheren. Hier kommt es auch oft zu Verletzungen des Weibchens. Nicht paarungsbereite Weibchen wehren sich oft sehr stark und verlieren hierbei schon mal Gliedmaßen, die allerdings alle wieder nachwachsen. Vorsicht ist aber trotzdem geboten, denn leider werden nicht selten Tiere bei der Paarung tödlich verletzt.

Die Bilder sind alle etwas hell weil sie im sehr gut beleuchteten Fotobecken bzw. mit Blitz entstanden sind, daher kommen auch die Tiere viel heller raus als sie in Wirklichkeit sind.

Paarungsbeginn

Seitliche Paarung


Diese Paarung war übrigens ganz ungeplant im Fotobecken, daher sieht der Kies so steril aus und das Laub fehlt. Auch bei folgendem Bild wollte ich nur eine kleine Volkszählung machen, die das Männchen (rechts) gleich zur Paarung genutzt hat. Auf dem Bild kann man bei genauem Hinsehen auch die weißen Ausprägungen des Weibchens durch den Schwanzfächer schimmern sehen:

Paarung bei den Floridakrebsen


Nach der Paarung heißt es Geduld haben. Auch eine erfolgreiche Paarung heißt nicht, dass das Weibchen gleich 1 oder 2 Tage später Eier trägt. Wenn es mir vom Platz her möglich ist, setze ich das Weibchen einzeln mit ein paar Posthornschnecken und Garnelen (dienen eher als Futter und Futterverwerter für Futterreste) in ein Aquarium mit einigen Röhren und Höhlen sowie viel Laub. Dann lasse ich sie einfach in Ruhe. Bei manchen Weibchen merkt man dass sie tragen, wenn sie sich in ein Versteck zurückziehen und Laub hineinziehen. 

Wenn das Weibchen soweit ist, bildet sie ein Schaumzelt unter dem Hinterleib. Hierzu drehen sich manche Tiere seitlich oder auf den Rücken und klappen den Hinterleib nach oben, so dass ein Hohlraum (wie ein "Körbchen" entsteht. Dann stößt es die Eier durch die Gonoporen am 3. Schreitbeinpaar in das Schleimzelt aus. Dabei werden die Eier auch befruchtet, das Sperma dazu hat das Weibchen im Spermaspeicher (Annulus ventralis). Wenn der Schleim trocknet, hängen die Eier mit einer Art getrockneten Schleimfaden (Funiculus) am Hinterleib und werden vom Weibchen durch Fächern mit den Schwimmbeinen mit Frischwasser versorgt. Das Weibchen trägt die Eier je nach Temperatur 3 – 4 Wochen am Hinterleib. Verpilzte und unbefruchtete Eier werden normalerweise von den Weibchen selbst aussortiert und gefressen. Anfangs sind die Eier einfarbig, so wie auf dem folgenden Bild. Nach und nach ändert sich die Farbe, die Eier werden zweifarbig und immer heller, bis man gegen Ende sogar die Augen der Babys erkennen kann. 

Tragendes Floridakrebsweibchen

 

Die Larven schlüpfen am Hinterleib der Mutter. Im Gegensatz zu den Larven anderer Arten benötigen sie aber noch ca. 2 Häutungen bis sie komplett fertig entwickelt sind und sich nach und nach von ihrer Mutter lösen. Sie sind kannibalisch veranlagt, daher müssen viele kleine Röhren und Verstecke ins Aquarium eingebracht werden. Ich verwende hierfür gern Ziegelsteine mit kleinen Öffnungen und viel Laub, da sich die Babys auch gut zwischen den Laubschichten verstecken können.

Babyaquarium

 

 

Wie man sieht, sind die Nachzuchten anfangs nur hellgrau bis graublau gefärbt. Hier ein paar Tiere, die schon 3 cm groß sind, da kommt die Farbe schon gut durch:

 Procambarus alleni Nachzuchten

Blaues Floridakrebs Baby

Updates

  • 15.09.2013: Hier ein Schnappschuss meiner kleinen Procambarus clarkii ghost Babys, da ich immer wieder gefragt werde ob man die beiden Arten unterscheiden kann. Das kleine blaue ist ein blauer Floridakrebs, der mir beim Umsetzen da versehentlich reingerutscht ist. Man sieht also, dass sie sich schon ganz klein durch die gemusterte Zeichnung unterscheiden lassen. Am Besten unterscheidet man sie aber an der Breite der Areola, die beim Procambarus clarkii ganz geschlossen ist. Ein detailliertes Bild hierzu findet ihr hier...

Krabbelgruppe Procambarus ghost, 1 Monat alt

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In letzter Zeit tauchen wieder vermehrt Marmorkrebse bei Hobbyzüchtern und sogar im Handel auf. Verkäufer nutzen die Unwissenheit von Anfängern und bringen so den Marmorkrebs unter die Leute, manchmal auch ohne sich der Problematik die daraus für den Halter entsteht, wirklich im Klaren zu sein. Falsches Handeln dieser Halter führt zu unkalkulierbaren Risiken, wie man ganz gut an der dramatischen Situation in Madagaskar sehen kann.

Der Marmorkrebs - Procambarus spec.

Bildquelle: Chris Lukhaup (vielen Dank für die Erlaubnis zur Nutzung auf meiner Homepage. Mehr zum Tierfotografen und Crusta Hunter Chris Lukhaup findet ihr hier... und seine Bücher hier...)

 

Problematik Marmorkrebs - was ist denn nun das Problem?

Grundsätzlich gibt es beim Marmorkrebs erst mal 2 Probleme, die aber in ihrem Verlauf zu weiteren Problemen führen:
 

1.   Jungfernzeugung!

Marmorkrebse sind zur Parthenogenese (Jungfernzeugung) fähig, bisher wurden nur ausschliesslich weibliche Tiere gefunden. Was heißt Jungfernzeugung? Das bedeutet, dass sich die Tiere selbst befruchten können. Einzelhaltung bringt also nichts, um weitere Populationen des Marmorkrebses zu verhindern. Auch einzeln gehaltene Tiere können so alle 6 - 8 Wochen an die 200 Babys hervorbringen. 

Das hört sich jetzt für Anfänger anfangs noch ganz toll an, wenn man aber bedenkt, dass nur Anfänger ihrerseits wieder einen Marmorkrebs kaufen, bedeutet es dass man auf diesen 200 Babys sitzen bleibt. Und selbst wenn man "einen Dummen" findet, der aus Unwissenheit so einen Krebs abnimmt, kann man sicher sein dass dieser jemand spätestens wenn er selbst die ersten 200 Babys hat und die Euphorie über den "Zuchterfolg" abgeklungen ist, ziemlich sauer auf einen sein wird. (War sarkastisch gemeint, eine Weitergabe von Marmorkrebsen ist absolut verantwortungslos und sollte moralisch für jeden seriösen Krebshalter ausser Frage stehen!)

Gehen wir mal von unserem ersten unerfahrenen Halter aus, der in seinem Aquarium nun die Mama und ca. 200 Babys sitzen hat. (Eine durchschnittliche Annahme, es wurde sogar schon von bis zu 400 Babys berichtet). Da die vielen Babys in einem üblichen Anfängeraquarium mit 80 oder 100 cm Kantenlänge viel zu wenig Platz finden, werden sie sich gegenseitig fressen da sie kannibalistisch veranlagt sind. Evtl. werden auch größere Fische den einen oder anderen Babykrebs fressen, so dass der Halter nach 2 Monaten vielleicht nur noch 50 Babys + die Mama im Becken hat. Selbst das würde den Rahmen jeden privaten Aquariums sprengen. Was aber, wenn das Muttertier wie üblich nun die nächsten 200 Babys freilässt? 

Auch hier können wir wieder davon ausgehen, dass ein Großteil der Babys seinen Geschwisterchen oder Fischen zum Opfer fällt. Aber die schlauesten kommen durch, weil sie sich im Filter oder unter Wurzeln und Steinen verstecken und warten, bis sie groß genug sind um die Angriffe abwehren zu können. Man kann leicht hochrechnen, wie die Population innerhalb von 4 Monaten nach Entlassen der ersten Babys trotz dieser Dezimierung angewachsen ist. Aber nun kommt der Knaller, denn nach 4 Monaten ist nun schon auch der erste Nachwuchs geschlechtsreif und fängt an, selbst Eier zu entwickeln. Und ca. 6 Wochen später sind die nächsten Babys geschlechtsreif... 

Aber nicht nur der nicht zu hemmende Vermehrungsdrang dieser Art ist ein Problem. Denn wenn man an der Frage angelangt ist "Wohin mit all dem Nachwuchs", kommt man schon zum nächsten Problem:

 

2.   Krebspest!

Marmorkrebse sind Überträger der Krebspest. Die Krebspest ist die schlimmste Erkrankung bei Krebsen, da sie unheilbar ist und der Verlauf der Krankheit nach Auftreten der ersten Symptome zu 100 % tödlich endet. Bei der Krebspest handelt es sich um einen Eipilz, der von amerikanischen Krebsarten (u.a. Procambarus, Cambarus, Cambarellus,…) übertragen wird. Für australische und europäische Flusskrebsarten wie z. B. Cherax verläuft diese Pilzerkrankung tödlich, während alle amerikanische Flusskrebsarten wie Procambarus, Cambarellus, Cambarus, etc. zwar ebenfalls infiziert werden, aber normalerweise nicht daran sterben. 

Im Aquarium können diese Sporen durch jede Wasseranhaftung von einem Aquarium ins andere übertragen werden, also sowohl durch Pflanzen, Tiere & Pflegezubehör (Kescher, Pinzetten etc.), als auch durch das Wasser selbst. 

Marmorkrebse können also in keinem Fall mit australischen oder europäischen Flusskrebsarten vergesellschaftet werden. Jeder Halter sollte sicherstellen, dass weitergegebene Tiere auf keinen Fall in Aquarien mit diesen Arten eingebracht werden und der zukünftige Halter über die Krebspest informiert ist. Beim Wasserwechsel ist unbedingt darauf zu achten, dass keine kleinen Babys mit dem Wasser "entsorgt" werden und so in die Umwelt gelangen. Sie sind sehr anpassungsfähig und können daher auch in heimischen Gewässern gut überleben. 

Auf keinen Fall dürfen Marmorkrebse im Teich gehalten werden, da Krebse nachts gern den Teich auf der Suche nach anderen Gewässern verlassen und und so in heimische Seen und Bäche gelangen können. Das Aussetzen von Marmorkrebsen in der Umwelt ist absolut TABU und strafbar! Auch so abwegige Ideen wie das Verwenden von Marmorkrebsen als Fischköder in heimischen Seen und Flüssen gehören in meinen Augen in die Kategorie "mutwillige Verbreitung der Krebspest". Ist ein Gewässer erst mal infiziert, kann die Krebspest über Wasservögel, kontaminierte Boote und Fischereizubehör oder auch über Krebse, in andere Gewässer übertragen werden.

Mehr zur Krebspest könnt ihr hier nachlesen: Vorsicht vor der Krebspest - ein MUSS für jeden Krebshalter!

Ich habe anfangs auf die Problematik in Madagaskar hingewiesen - was ist hier nun das Problem? Da der Marmorkrebs extrem anpassungsfähig ist was die Haltungsbedingungen, Wasserwerte und Futter betrifft, hat er sich in Madagaskar so weit verbreitet, dass die dort heimischen 7 Flusskrebsarten bedroht sind. Und nicht nur die Themen Faunenverfälschung und Krebspest, sondern auch die extremen Vermehrungsraten wurden beim Marmorkrebs zum Problem. Da sie alles fressen, was ihnen vor die Nase kommt, wurden Fischbestände bereits stark dezimiert. Auch für die Bevölkerung wurden die Marmorkrebse zum unmittelbaren Problem, da sie auch Reispflanzen etc. im großen Stil vernichten. Hier habe ich Euch ein paar weiterführende Links zur Problematik aufgelistet:

http://wordpress.crustahunter.com/marmorkrebse-eine-grose-gefahr/

http://www.wirbellosen-auktionshaus.de/news.cfm?newsID=42

http://www.stern.de/wissen/natur/umwelt-plage-marmorkrebse-bedrohen-madagaskar-1594947.html

Auch in Deutschland haben wir durch unbedachtes Handeln schon einiges an Verfälschung der Fauna und Flora verursacht. Daher ist es wichtig, besonders viele Leute zu informieren und weitere Risiken zu minimieren. Bitte teilt diese Information weiter, damit wir unserer Umwelt und den Tieren in unseren Anlagen weiteren Schaden ersparen!

 


Ich habe bereits einen Marmorkrebs - was mache ich nun?

Schlimm, wenn man sich aus Unerfahrenheit einen Marmorkrebs eingehandelt hat. Auf jeden Fall sollte der Halter nun aber alles Mögliche versuchen, um die weitere Verbreitung der Tiere zu verhindern.

Vor Kurzem wurde mir von einer Halterin gesagt, dass sie die Eier mit einer weichen Zahnbürste abstreift, um wenigstens die ungehemmte Fortpflanzung zu verhindern. Da die Tiere nur etwa 2 Jahre alt werden und die Tiere in dieser Zeit etwa 10 - 12 Mal tragen, ist der Aufwand nicht zu groß, erfordert aber eine genaue Beobachtung des Tieres.

Neben der Verhinderung weiterer Nachzuchten sollte man außerdem besondere Sorgfalt beim Wasserwechsel walten lassen und verhindern, dass ein Jungtier oder kontaminiertes Wasser in unsere Umwelt gelangt.

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Der Procambarus ouachitae ist derzeit eher selten im Handel erhältlich. Am 02.11.2013 hatte ich Glück und bei den Aquaristik-Tagen in Ulm schöne Procambarus ouachitae am Stand von Aquaristik Langer (www.aquaristik-langer.de) gefunden. Die Tiere waren damals knappe 3 cm groß und besonders das Weibchen war relativ kräftig hellblau gefärbt. Mit der Zeit hat es sich aber genauso gefärbt wie das Männchen:

Procambarus ouachitae

Am 07.12.2013 habe ich bei der Fisch & Reptil 2013 in Sindelfingen am Stand von Frank Schenk von Fisch und Heim (www.fisch-heim.de) ebenfalls traumhaft schöne Procambarus ouachitae gesehen. Ich kann es kaum erwarten, bis meine Tiere geschlechtsreif sind... Bis heute wachsen sie gut und nehmen verschiedenste Futtersorten problemlos an. Auch die Häutungen haben bisher problemlos geklappt. 

 

Generelles:

Meine Procambarus ouachitae sind sehr neugierig. Sobald ich am Aquarium hantiere, stürmen sie nach vorne und betteln um Futter. Ich pflege sie ja noch nicht so lange, aber außer regelmäßigem Wasserwechsel und dem Verzicht auf Chemie (kupferhaltige Medikamente, Algenkiller…) konnte ich keine besonderen Ansprüche an die Wasserparameter feststellen.

Da amerikanische Krebse latente Überträger der Krebspest sind, dürfen sie auf keinen Fall mit australischen oder europäischen Arten vergesellschaftet oder im Gartenteich gehalten werden. Mehr zur Krebspest findet ihr hier…

 

Größe des Aquariums und Beckeneinrichtung:

Auch wenn die Procambarus ouachitae mit einer Endgröße von 10 cm deutlich kleiner bleiben als z. B. Procambarus clarkii oder alleni, würde ich sie in Aquarien ab 80 cm Kantenlänge halten. Hier hat man viel mehr Möglichkeiten zur Gestaltung. Außerdem sind meine Procambrus ouachitae sehr aktiv und klettern auch gern, dies kann man gut mit höheren Wurzeln oder Steinen umsetzen. 

Die Krebse sind relativ friedlich, trotzdem sollten mehrere Versteckmöglichkeiten pro Krebs angeboten werden denn besonders nach einer Häutung müssen die Krebse über eine sichere Rückzugsmöglichkeit verfügen.

Ich verwende hierzu gern Tonröhren und Tonhöhlen (einseitig geschlossene Tonröhre, besonders gut geeignet für tragende Tiere) sowie Kokosnusshöhlen, die man auch gut mit Wurzeln überbauen und so etwas verstecken kann. Meine ouachitae haben bisher noch nie gegraben, umdekoriert oder sich an einer meiner Pflanzen vergriffen. Ich bin gespannt, ob das auch so bleibt wenn die Tiere ausgewachsen sind.

Natürlich sind meine Krebsaquarien und besonders die Aufzuchtbecken oft nur spärlich bepflanzt, und da ich keinen Dünger verwende ist auch der Pflanzenwuchs nicht so stark – trotzdem rundet ein bisschen Grün in meinen Augen ein Aquarium erst so richtig ab.

Außerdem bieten Pflanzen auch Rückzugsmöglichkeit für Garnelen oder kleine Fische, die ich meist mit den Krebsen vergesellschafte (mehr dazu im Thema „Vergesellschaftung“). In den Krebsaquarien verwende ich daher gern Pflanzen wie Vallisneria gigantea, Echinodorus in diversen Arten, Mooskugeln, Hornkraut, Wasserpest…).

WICHTIG: Auf jeden Fall muss darauf geachtet werden, dass das Aquarium lückenlos abgedeckt ist. Krebse sind wahre Ausbruchskünstler und finden oft durch schmale Ritzen oder Aussparungen einen Weg nach draußen. Dort können sie aber nur geringe Zeit überleben und da der Weg zurück ins Aquarium nicht möglich ist findet man sie meist nach Tagen vertrocknet unter irgendeinem Möbelstück…

  

Vergesellschaftung:

Procambarus ouachitae sind friedliche Krebse, die man gut mit friedlichen Fischen und Garnelen vergesellschaften kann. Ich schließe nicht aus, dass ein Krebs auch mal einen kranken Fisch oder eine schwache Garnele erwischt. Aber ich halte das für den natürlichsten Weg um evtl. Krankheiten gar nicht erst richtig ausbrechen zu lassen. In beiden Aquarien habe ich die Krebse mit Neocaridina Garnelen und Tiger Endler Guppy vergesellschaftet. Es handelt sich um sehr stabile und robuste Stämme und von beiden Arten habe ich immer sehr viel Nachwuchs. 

  

Futter:

Procambarus sind Allesfresser (omnivor). Da meine Procambarus ouachitae noch sehr jung sind, kann ich noch keine Rückschlüsse auf ihr bevorzugtes Futter ziehen. Viele Jungtiere bevorzugen ja während des Wachstums proteinreichere Nahrung. Im Moment nehmen sie Mückenlarven, Spirulinafutter und rote Krebs-Sticks am Besten an. Gemüse lassen sie derzeit nahezu unberührt, Grünfutter-Tabs und Sticks nehmen sie eher durchwachsen an.

 

Geschlechtsunterschiede und Zucht:

Die Geschlechterunterscheidung bei Procambarus Krebsen ist sehr einfach. Das Männchen verfügt über Begattungsgriffel, während man beim Weibchen die Geschlechtsöffnung erkennen kann. Ich erstelle in Kürze Bilder zur bessern Erklärung der Geschlechtsunterschiede.

Der Procambarus ouachitae gehört zum spezialisierten Fortpflanzungstyp. Das Weibchen trägt die Eier je nach Temperatur 3 – 4 Wochen am Hinterleib. Die fertig entwickelten Jungen lösen sich nach und nach von ihrer Mutter. Ob die kleinen Babys wie bei anderen Arten kannibalisch veranlagt sind, kann ich leider noch nicht beurteilen da ich ja noch keinen Nachwuchs habe. Ich würde aber vorsichtshalber wie auch bei anderen Krebsarten viele kleine Röhren und Verstecke ins Aquarium einbringen. Ich verwende hierfür gern Ziegelsteine mit kleinen Öffnungen und viel Laub, da sich die Babys auch gut zwischen den Laubschichten verstecken können.

Bei der Ernährung der Nachzuchten ist es wichtig, einen Mittelweg zu finden, so dass man den Kannibalismus so gering wie möglich hält, aber keine Häutungsschäden riskiert.

Dieser Beitrag wird  in Kürze erweitert...

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Orconectes luteus meramec green sind sensationell schöne und vor allem sehr seltene Tiere. In Deutschland gibt es nur sehr wenige Halter und noch weniger Züchter dieser wunderschönen Art. Sie werden nur äußerst selten über die wenigen privaten Züchter angeboten und sind kaum im Handel erhältlich. Ich hatte Glück und konnte Ende 2013 ein Trio dieser schönen Tiere bekommen.

Orconectes luteus meramec green - Portrait von Chris Lukhaup


Ende 2013 habe ich von Markus Güsgen ein wunderschönes und aktives Trio (1 Männchen, 2 Weibchen) Orconetes luteus meramec green bekommen. Hier ein paar Schnappschüsse der Jungtiere, natürlich noch nicht ausgefärbt und ohne Profi-Equipment fotografiert:

Junges Männchen des Orconectes luteus meramec green

 

Beckeneinrichtung, Vergesellschaftung und Futter:

Orconectes luteus stammen aus dem Meramec River in Missouri, USA. Der Meramec River ist mit seinen 350 km einer der längsten, nicht regulierten Wasserläufe in Missouri. Er entspringt im Mark Twain National Forest nordwestlich von Bunker und fließt durch sechs Countys des Ozark-Plateaus. 

Da mir keine genaueren Daten über die Wasserwerte vorliegen, werde ich die Krebse ähnlich meiner Cambarus manningi halten, die aus ähnlichen Habitaten in den USA stammen. Von Chris Lukhaup hatte ich die Information, dass er Cambarus manningi in schnell fliessenden, sauerstoffreichen und sauberen Bächen/Flüssen gefunden hatte. Sie leben dort meist unter Steinen und in Steinritzen. Pflanzen, Wurzeln und Laub sind in diesen Gewässern kaum vorhanden. Gern untergraben sie Steine um sich selbst eine Höhle zu bauen. Dementsprechend habe ich die Aquarien mit Tonröhren ausgestattet und achte auf regelmäßige Wasserwechsel, geringe Temperaturen und gute Wasserqualität.

Orconectes luteus sind leidenschaftliche Schneckenjäger. Neben Red Fire Garnelen habe ich daher auch immer Posthornschnecken in den Aquarien Damit ist sichergestellt, dass Futterverwerter für evtl. liegengebliebenes Futter vorhanden sind, aber auch bei selteneren Futterintervallen immer genug Futter für die Krebse zur Verfügung steht. Außerdem haben sie durch das Jagen und Erlegen der Beute auch gleich eine sinnvolle Beschäftigung. 

Als weiteres Futter dient mein selbst hergestelltes Spirulinafutter, Jumbo Mückenlarven, Krebs-Sticks, Laub etc. Natürlich habe ich auch Grünfutter wie Hokkaido Kürbis, Gurke, Erbsen etc. ausprobiert aber schnell festgestellt, dass die Orconectes tierische und proteinreiche Ernährung dem Grünzeug vorziehen. Anfangs hatte ich deswegen Angst vor Häutungsproblemen, die sich aber bis heute nicht eingestellt haben. 

 

Zucht:

Die Zucht von Orconectes luteus ist etwas schwieriger als bei anderen Krebsen. Während sich viele Arten ohne großes Zutun des Halters von ganz alleine vermehren, muss man bei Krebsen der Gattung Orconectes für eine Kältephase sorgen. Meine Kältephase beginnt Ende Oktober und geht bis Ende April. Hierzu kühle ich die Aquarien langsam auf unter 7 °C. Ich versuche, sowohl das Herunterkühlen, die Kältephase selbst und auch den Temperaturanstieg durch Variieren der Temperatur so naturnah wie möglich zu gestalten. Mit dem Aquarienkühler geht das sehr einfach, da ich Temperaturänderungen ohne Zeitaufwand über einen Tastendruck umsetzen kann.

Im Herbst/Winter finden die Paarungen statt und mit etwas Glück tragen die Weibchen im Frühjahr. Im Gegensatz zu anderen Krebsen, die ohne Kältephase gezüchtet werden können, wird die Dauer der Eientwicklung bis zum Schlupf nicht in Tagen oder Wochen gerechnet. Da sich diese Eier bei so geringen Temperaturen entwickeln, rechnet man dies in „Tagesgraden“. Je wärmer, desto kürzer die Tragzeit, da die benötigte Anzahl an Tagesgraden schneller erreicht ist. Wer jetzt aber auf die Idee kommt, tragende Weibchen einfach wieder ins Warme zu setzen, wird damit keinen Erfolg haben. Bei zu starken Temperaturwechseln kommt es zu Schockhäutungen und somit zum Verlust der Eier. 

Die Paarung läuft sehr "unromantisch" ab. Das Männchen dreht das Weibchen auf den Rücken und fixiert es mit seinen Scheren. Das Bild ist leider sehr schlecht, da ich die Tiere nicht lang stören wollte...

Paarung von Orconectes luteus meramec green

Im Winter 2014/2015 konnte ich meine Orconectes luteus zum ersten Mal zur Zucht ansetzen und hatte absolutes Glück. Am 25. Dezember habe ich ein tragendes Weibchen entdeckt. Allerdings befürchtete ich anfangs durch die helle Färbung der Eier, dass diese nicht befruchtet sein könnten. Der Krebsprofi Markus Güsgen konnte aber Entwarnung geben - und er hatte Recht. Innerhalb kürzester Zeit dunkelten die Eier nach.

Hier die Schnappschüsse der Eier, die mir zu hell erschienen:

Schnappschuss des tragenden Weibchens

Die Eier wirken für mich viel zu hell...

 

Ich hatte Angst, dass die Eier nicht befruchtet  sein könnten, da helle oder orangefarbene Eier auf unbefruchtete Eier schließen lassen. Aber zum Glück dunkelten die Eier in den nächsten Tagen und Wochen nach:

Tragendes Weibchen am 31.01.2015

Die Eier sehen nun gut aus :-)

Wie man sieht, können Orconectes luteus wirklich viele Eier tragen :-)


Nun kam die unruhige Phase des Wartens, denn bevor die Eier sich nicht sichtbar weiterentwickeln ist noch nicht alles "in trocknen Tüchern". Markus sagte mir, dass er erst beruhigt ist, wenn die Eier deutlich als 2-farbig zu erkennen sind. Am 04.04.2015 war es dann so weit:

Die Eier sind deutlich erkennbar weiterentwickelt

 

Am 01. Mai 2015 konnte ich dann endlich die ersten Babys finden. Sie waren < 5mm groß - daher sind die Fotos auch etwas unscharf:

Paarung von Orconectes luteus meramec green - unbeleuchtet fotografiert

  

 

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